Porträt Christina

Christina

 

Christina

(Mitarbeiterin im Buchparadies)

Ich lernte Rahel kennen, als sie etwa 15 Jahre alt war. Ihre Mutter, die ich von meiner Arbeit her kenne, bat mich, ihrer Tochter Französisch-Nachhilfe zu geben. Meist kam Rahel also einmal pro Woche zu mir nach Hause, um die, ihr verhasste, Sprache besser zu lernen. Wie bei fast allen Teenagern, liegen die schlechten Französisch-Noten nicht an fehlender Intelligenz des Schülers, sondern an seinem Desinteresse, diese Sprache zu lernen.

Um Rahels Interesse fürs Französich heraus zu kitzeln, übersetzten wir Liedtexte von Jean-Jacques Goldmann und Céline Dion, als deren „French-Album“ herauskam. Natürlich paukten wir nebenbei auch im Schulbuch die anfallende Grammatik und Voci, damit der Schulstoff besser sass. Mit dem Hören und Mitsingen können der  beiden CD’s stellte sich die Freude an der Sprache recht bald ein und Rahel schrieb bessere Noten im Franz. Als Krönung unserer Bemühungen besuchten wir zusammen Céline Dions Konzert im Hallenstadion. Erst viel später erfuhr ich, welch grosses Highlight dies in Rahel’s Teenie-Leben war.

Mit den besseren Noten für die Schülerin und der neugegründeten Familie für mich, gingen unsere Leben getrennte Wege und ich verlor Rahel aus den Augen.

Zu Beginn der Buchparadies-Zeit war ich nur sehr sporadisch Kundin. Wieder war es Rahel’s Mutter, die mich auf das 3-jährige Jubiläum aufmerksam machte. Da ging ich natürlich gerne zum Anstossen vorbei!

Während des Apéro‘s erzählte die Buchparadies-Chefin ganz traurig, dass eine ihrer Mitarbeiterinnen den Laden verlassen werde und wie schwierig es sei, eine Nachfolgerin für genau diese Arbeit zu finden. Da ich nun mehr Zeit hatte – meine beiden Kinder waren morgens beide in der Schule - bot ich mich spontan dafür an. Denn: wer möchte nicht gerne inmitten von Tausenden von Büchern arbeiten wollen?!

Einige Tage später führte mich Rahel in meine neue Arbeit ein. Seit damals arbeite ich immer wieder - mal mehr, mal weniger - im Laden mit.

Aber was genau mache ich im Buchparadies?

Ich bin die Mitarbeiterin, die die Kundschaft meist gar nicht kennenlernt, denn ich arbeite vorwiegend dann, wenn der Laden (noch) geschlossen ist. So werde ich weniger abgelenkt und blockiere keinen Computer, der sonst für die Buch-Suche der Kunden benötigt wird.

Ich verarbeite die Buch-Neuzugänge im Computer, sodass sie im Internet, also in der ganzen Welt, angeboten werden.

Das heisst, ich suche das Buch in einem Spezial-Programm heraus, kontrolliere alle Angaben (Seitenzahl, Erscheinungsjahr, Auflage, Verlag, Autor, Versandgewicht und Vieles mehr) und gebe den Verkaufs-Preis ein, den die Chefin bestimmt hat. Das Wichtigste jedoch ist der genaue Beschrieb des Zustandes des Buches, weil es ja gebraucht ist. Der Käufer muss genau wissen, ob das Buch, das er im Internet bestellen will, Leuchtmarker-Anstriche hat. Wenn er ein Sachbuch selber durcharbeiten will, stören ihn diese vielleicht. Eine andere Käuferin möchte ein bestimmtes Buch verschenken. Da macht es sich nicht gut, wenn jemand seinen Adressstempel auf die Titelseite gedruckt hat. Stockflecken und gebräunte Seiten sind bei einem vergriffenen Buch hingegen völlig OK für den dritten Besteller, weil er genau dieses Buch unbedingt haben muss.

Sie sehen; da muss ich das Buch akribisch genau anschauen und beschreiben, damit die End-Kundin zufrieden ist und Rahel keine Reklamationen bekommt. Zu Beginn war die Chefin deshalb sehr pingelig, was meine Arbeit anbetraf. Jedes vergessene Komma, Doppel- S etc. wurde tadelnd erwähnt. Heute geht Rahel zumindest mit den Kommas viel entspannter um… ; ).

Seit ich im Laden mitarbeite, haben Rahel und ich ganz langsam eine tiefe Freundschaft aufgebaut.

Wir unternehmen viel gemeinsam. Ich versuche Rahel, nach einem langen Arbeitstag im Laden, etwas an die frische Luft zu bringen. Wir reden viel, schauen Filme, machen Ausflüge. Diesen Sommer werden wir zusammen im Wallis einige Tage Ferien verbringen. Ich freue mich schon riesig! Mal schauen, ob wir uns nicht schon nach 2 Tagen auf den Keks gehen… ; ).

Sie dürfen gerne nachfragen, wie es denn nun gelaufen ist...!